The New European Bauhaus: beauty, sustainability and cultural heritage through the prism of Villa Tugendhat (Das Neue Europäische Bauhaus: Schönheit, Nachhaltigkeit und Kulturelles Erbe im Prisma des Hauses Tugendhat)
Hochrangiges Treffen am 21 November 2022 from 14:30-18:00 in Brünn, Tschechische Republik. Haus Tugendhat
Brno, Haus Tugendhat. 21. November 2022
Das Neue Europäische Bauhaus: Schönheit, Nachhaltigkeit and Kulturelles Erbe im Prisma des Hauses Tugendhat
Hochrangige Diskussionsrunde mit Martina Dlabajová (Mitglied des Europäischen Parlaments), Mariya Gabriel (Europäische Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung and Jugend), Ivo Hammer (Konservator-Restaurator, Kunsthistoriker und Professor em. an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst), Vlastislav Ouroda (Vize-Minister für Kultur der Tschechischen Republik), Moderation: Martin Selmayr (EU Botschafter in Österreich), Grußworte: Monika Ladmanová (EU Botschafterin in der Tschechischen Republik) und Martin Selmayr
Statement Ivo Hammer:
Meine Damen und Herren
Ich bedanke mich für die Einladung zu diesem event und bei Martin Selmayr für die freundliche Einführung.
Mein kurzes statement geht von der Frage aus:
Was können wir von der Denkmalpflege allgemein und vom Haus Tugendhat im Besonderen lernen
Was können wir lernen:
und was können wir lernen
Zunächst einige Bemerkungen zur Materialität des Hauses Tugendhat:
Die Schönheit des Hauses Tugendhat basiert nicht nur auf dem 1930 neuartigen design. Seine Schönheit basiert auch auf seiner Materialität: auf der Verwendung edler Materialien wie Onyxmarmor, Travertin, Tropenhölzer, Seide, Pergament und poliertem Chrom und Nickel, und der auf der handwerklich äußerst präzisen Bearbeitung aller traditionellen Oberflächen, des geschliffenen stucco lustro der Innenwände, der sorgfältigen material-farbenen Lackierung der Metall- und Holzteile. Buntfarben brachte das Leben, brachten einzelne Möbel, Blumen.
Viele Elemente, wie die Wände de Innenräume und der Fassade sind in außergewöhnlich sorgfältiger, aber dennoch traditioneller Handwerkstechnik ausgeführt. Man kann sie entsprechend ohne großen Aufwand pflegen und reparieren, ohne dass sie ästhetisch oder physikalisch unvorteilhaft verändert werden. Schmutzflecken auf den Innenwänden z. B. hat man während der kurzen Zeit, in der die Familie Tugendhat ihr Haus bewohnen konnte, durch Radieren mit Brot entfernt, es war kein Anstrich notwendig.
Die Innenwände sind nicht nur schön, sie durch ihre hydrophile Porosität, die durchlässig ist für Wasser in flüssiger Form, auch für das Raumklima angenehm, weil keine Kondensfeuchtigkeit an der Oberfläche entstehen kann, und damit auch keine Mikroorganismen. (Allergien!)
Die aus Ziegeln bestehenden Außenmauern sind traditionell mit geriebenem Kalkputz beschichtet und mit Kalktünche gestrichen. Anders als der Zement, der 8% zur weltweiten CO2-Emission beiträgt, ist der Kalk weitgehend CO2 neutral. Man hat die Fassade des Hauses T. mehrfach mit Kalktünchen gepflegt, auch während der Zeit der Nutzung als Tanzschule und als Kinderspital von 1945-1980. Erst nach 1985, als man die Fassade mit einer modernen, Kunstharz als Bindemittel enthaltenden Farbe beschichtetet, traten erheblichen Schäden auf. 2011 haben wir die traditionelle Form der periodischen Pflege mit einer Kalktünche wieder eingeführt.
Bemerkungen zur aktuellen Situation der Bauwirtschaft hinsichtlich Materialien und Technologie.
Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts erleben wir radikale, dramatische Veränderungen.
Altbauten:
Die historische Tradition der periodischen Pflege und Reparatur wurde (wie in anderen Bereichen auch) verlassen. Die mangelnde Pflege und Reparatur führen zu schnellem Verschleiß, und entsprechender Verschwendung von Ressourcen und Energie.
Der Gebrauch historisch bewährter Materialien wurde aufgegeben zu Gunsten von Materialien, die mit dem historischen Bestand physikalisch-chemisch und auch ästhetisch nicht kompatibel sind und zu schweren Schäden an den Altbauten führen. Nicht hydrophile, also für Wasser in flüssiger Form durchlässige Anstriche führen zu beschleunigter Verwitterung (um den Faktor 1000 reduzierte Trockungsgeschwindigkeit!) und zerstören längerfristig die historische Oberfläche. Wärmedämmungen, sehr häufig brandgefährlich (Grenfell-Tower in London), sind nach 40 Jahren versicherungstechnisch obsolet, technologisch oft in noch viel kürzere Zeit. Fenster und Türen aus Plastic sind nicht reparierbar.
Neubauten:
Die Neubauten basieren auf kurzfristiger ökonomischer Kalkulation und beschleunigter Obsoleszenz und entsprechender Verschleuderung von Ressourcen und Energie. Wir leben in Betonbauten und Gipskarton-Wänden und Plastic-Anstrichen. Die nicht hydrophilen Oberflächen (von überdies meist kleinen und niedrigen Wohnräumen) führen zum Wachstum von Mikroorganismen, begünstigen Allergien und machen häufige Schocklüftung notwendig.
Meine These zum Umgang mit Altbauten
Man kann Denkmalpflege kann als paradigmatische Form einer nachhaltigen, ökologisch sinnvollen und ästhetisch schönen Form des Umgangs mit historischer Architektur sehen,
z.B. hinsichtlich folgender Kategorien:
Meine These zu den Neubauten:
Die Umweltpolitik der Denkmalpflege ist auch für den Neubau relevant.
Die Baudenkmale repräsentieren Ansätze zur Lösung von technischen, ästhetischen und anderen kulturellen und sozialen (z. B. auch urbanistischen) Problemen. In den Denkmalen sind die Erfahrungen von rund 15000 Jahren (Göbekli Tepe) gespeichert, die mit ihrer bloßen Existenz ihre technologische Tauglichkeit und ihre kulturelle Eignung bewiesen haben. Warum sollten wir diese Quellen der Erkenntnis nicht nutzen?
Einige Forderungen zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft
Die Projekte, die im Rahmen des NEB Preise gewonnen haben, sind inspirierend, ober oft Einzelaktionen. Sie sollten mainstream werden.
Für eine nachhaltige und ökologisch sinnvolle Bauwirtschaft brauchen wir