Über mich

Ivo Hammer (*18. Mai 1944 in Ulm-Söflingen) ist ein österreichischer Konservator-Restaurator, Kunsthistoriker und deutscher Professor in Ruhe. Er ist international tätiger Experte für die Erhaltung von Wandmalerei/Architekturoberfläche


Foto: Dieter Reifarth, 2022


Leben

Ivo Hammer ist zweiter Sohn des Künstlers und Restaurators Walter Hammer (1910, Schwendi -1980, Ulm) und der Künstlerin Annemarie Hammer-Fleck (1913, Allenstein – 2001, Ulm) geboren. Auch der Großvater Max Hammer (1884-1973) und der Urgroßvater Karl ‚Charles’ Hammer (1846-1925)  waren bereits als Konservatoren-Restauratoren und Künstler tätig.

 

Mit Holzschnitten und Zeichnungen nahm Ivo Hammer an Ausstellungen teil: „Ulmer Kunst 1964“ im Museum Ulm (Ankauf von 2 Holzschnitten durch die Stadt Ulm) und „1. Kunstaustellung der Landschaft Oberschwaben“ in Ravensburg gemeinsam mit HAP Grieshaber. 

 

Befähigt durch die in der Familie lebendige handwerklich-künstlerische Tradition arbeitete er in den angesehenen Restaurierungsateliers des Vater und Großvaters, ab 1965 teilweise in Leitungsfunktion. Von 1965 bis 1975 besuchte er die von Rolf E. Straub organisierten Fortbildungskurse und Arbeitstagungen des Instituts für Technologie der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1971-75 arbeitete er als freiberuflicher Konservator-Restaurator in den ‚Restaurierwerkstätten’ des Österreichischen Bundesdenkmalamts in Wien an polychromen Skulpturen und Wandmalereien.

 

Parallel zu seiner praktischen Tätigkeit als Konservator-Restaurator studierte er 1966 bis 1969 Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Christliche Archäologie und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau (bei den Professoren Kurt Bauch, Walter-Herwig Schuchhardt und Willibald Sauerländer) und ab 1969 an der Universität Wien (bei den Professoren Otto Pächt, Otto Demus und Gerhard Schmidt). Im Jahr 1975 wurde er mit der Arbeit „Typologie und frühbürgerlicher Realismus. Die Biblia Pauperum Weigel-Felix, Pierpont Morgan Library New York, Ms. 230“ zum Dr. phil. promoviert.

 

Von 1976 bis 1997 war er für das Gebiet Wandmalerei/Architekturoberfläche als Leitender Restaurator der Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bundesdenkmalamts tätig. 1977 wurde ihm die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Im selben Jahr absolvierte der den Internationalen Kurs „Peinture Murale“am ICCROM.

 

Als Universitätslektor lehrte er 1978-1997 an der Technischen Universität Wien (Erhaltung von Architekturoberfläche) und 1988-1997 an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Technologie und Werkstoffkunde). Von 1980 bis 1996 hielt er für Handwerker in mehreren Bundesländern Österreichs Kurse für historische Handwerkstechniken ab.

Zur Entwicklung des Berufsstands beteiligte er sich 1970 an der Gründung des Verbandes freiberuflicher Restauratoren Baden-Württembergs e.V., war von 1979-1983 Personalvertreter des Bundesdenkmalamts und 1985 Gründungs- und Vorstandsmitglied des Österreichischen Restauratorenverbandes ÖRV, er ist Mitglied von ICOM (seit 1985), von ICOMOS und Docomomo International, ISC Technolgy und des VDR (Verband der Restauratoren, Deutschland)

 

1997 wurde an die HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim als Professor für Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei berufen und war bis 2008 dort tätig. Als erster Dekan und später Prodekan der Fakultät Erhaltung der HAWK war er an der Einrichtung der ersten Bachelorstudiums für Präventive Konservierung (2002) und des ersten Masterstudiums für Konservierung und Restaurierung in Deutschland (2004) beteiligt. Er führte dort 2004 den international ersten Master-Kurs (M.A.) für Konservierung und Restaurierung von Architekturoberfläche ein. 

 

Er war 2003-2010 Koordinator der internationalen Kampagne zur konservierungswissenschaftlichen Untersuchung des Hauses Tugendhat CIC. 

Von 2010-2012 war er Vorsitzender der internationalen Expertenkommission THICOM zur Beratung der Stadt Brünn für die Restaurierung des Hauses Tugendhat, ernannt durch den Stadtrat.

 

Gemeinsam mit dem Museum der Stadt Brünn konzipierte und koordinierte er die internationalen Tagungen MATERIALITY. SURFACES OF MODERN MOVEMENT ARCHITECTURE in Brünn/Brno 2006 und MATERIALS INSIDE-OUTSIDE in Brünn/Brno 2011.

 

Er wirkte bis 2013 als Protagonist und Berater für die Film-Edition Haus Tugendhat von Dieter Reifarth und 2016 als wissenschaftlicher Berater der Ausstellung MIES AND THE INHERITANCE OF MODERNISM. MIES VAN DER ROHE – HOW TO PRESERVE MODERN MASTERPIECES, SCHUNCK Glaspaleis Heerlen/NL.

 

Er erhielt den Preis der Stadt Brünn für das Jahr 2015 im Bereich Internationale Zusammenarbeit (gemeinsam mit Daniela Hammer-Tugendhat).

Der Deutsche Verband der Restauratoren VDR nominierte 2017 Ivo Hammer für die Auszeichnung mit dem Karl-Friedrich-Schinkel-Ring des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz. 

 

2017 leitete er die erste konservierungswissenschaftliche Untersuchung der Bausubstanz des Hauptwerks von Josef Frank, des Haus Beer von 1930 in Wien-Hietzing.

 

Er war als Sachverständiger bei Gericht tätig, verfasste Peer Reviews und hielt Vorträge und Lehrveranstaltungen in 12 europäischen Ländern, In den USA und Mexico in fünf Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch.

 

Ivo Hammer hat zwei Geschwister: Heinrich Hammer, Schiffbauingenieur (*19.9.1940) und Maria U. Hammer, Neuropsychologin (*26.6.1949-+24.2.2019)

 

Seit 1970 lebt er mit der Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin M. Daniela Hammer-Tugendhat, das Ehepaar hat zwei Söhne: Matthias Hammer (*1980) und Lukas Hammer (*1983) und 5 Enkel: Anouk (*2011), Theo (*2013), Suna (*2018), Naima (*2018), Yara (*2021) 


Fachliche Schwerpunkte

Historische Putze

  • Historische Putze und andere Elemente der Architekturoberfläche als Gegenstand der kunsthistorischen und interdisziplinären technologischen Forschung.
  • Anwendung der historischen Technologie der Herstellung und Reparatur von Architekturoberfläche (Putze, Stuck, Sgraffito) mit traditionellen Materialien und Methoden.
  • Entwicklung von Methoden der Konservierung von Historische Putzen und anderen historischen Wandelementen in Kooperation mit dem Handwerk.
  • Handwerkerkurse

 

Wandmalerei

  • Entwicklung und Systematisierung orientierender bauphysikalischer Untersuchung mittels elektrischer Leitfähigkeit ELF, Kapazitätsmessung KAP, Calcium-Carbid-Messung CM, Porositätsmessung (Mirowski, Karsten) und Klimamesung.
  • Erhaltung von Wandmalereien in situ durch Behandlung der Schadensursachen, z. B. Salzverminderung (nach mineralischer Fixierung), Desinfektion, Klimatisierung, Drainage
  • Mineralische hydrophile Festigung mit Kieselsäureester und Nanokalk unter klimatisierten Bedingungen
  • Salzverminderung mittels Zellstoffkompressen ARBOCEL (international erste Anwendung), Kurzzeitkompresse, Kompressenputz, Stabilisierung von Zellstoffkompressen an Fassaden, 
  • Gipsumwandlung (nach Enzo Ferroni und Mauro Matteini)
  • Visuelle Dokumentation als Mittel der Erkenntnis von Schadensprozessen
  • Bemühungen um Fachterminologie, die Fremdsprachen berücksichtigt.